EuropaRadreisenStartseite

Ein Dreijähriger radelt nach Amrum

Stephi2 comments2502 views

Ein Kleinkind auf Radtour

Es war mal wieder Sommer und die Pläne für den Urlaub waren mehr als nur schwammig. Irgendwie fehlte die Inspiration und die Reisekasse war nicht voll genug für einen Langstreckenflug, der sich mit Verlaub gesagt auch für 2 Wochen nicht gelohnt hätte.

Auf einem Radausflug ist es mein dreijähriger Sohn, der die blendende Idee hat, mit seinem neuen Rad in den Urlaub zu fahren und ich bin sofort Feuer und Flamme für die Idee. Aber wohin mit einem gerade mal Dreijährigen, der weder alleine anfahren noch selbständig bremsen kann? Nach ein paar Recherchen entscheide ich mich für Inselhopping auf den Nordfrieslandinselen Föhr und Amrum. Die Radwege sind gut und nicht zu lang und durch die Fährüberfahrten kommen auch viele tolle Eindrücke auf den kleinen Radler zu. Da ich mich aber sicherer fühle, wenn Sohnemann zwischen zwei Erwachsenen fährt, bitte ich eine Freundin, die zur gleichen Zeit Urlaub hat, uns zu begleiten.

Los gehts! Es regnet. Mit dem Zug fahren wir für 8 Euro zunächst von Hamburg nach Niebüll, um dort den Radweg nach Dagebüll zur Fähre zu absolvieren. Durch ein paar Verspätungen kommen wir schon fast im Dunkeln in Niebüll an und der geplante Aufenthalt auf einem Campingplatz nahe des Fähranlegers fällt aus, wir nächtigen dann in der Jugendherberge in Niebüll, Kostenpunkt 22,50 Euro pro Nase. In aller Früh radeln wir dann los, Jannik ist noch etwas schlapp und fährt nicht viel selber. Zu diesen Zweck habe ich den Kindersitz dabei, wo er sich dann ausruhen kann, während sein kleines Rad vorne in meinem Körbchen verkantet ruht. Hört sich gefährlich an, ist es auch irgendwie, aber Übung macht den Meister. Die Fährüberfahrt ist das absolute Highlight des Tages und lässt die Augen meines Sohnes strahlen. Stolz wie Oskar schiebt er sein Rad auf die Autofähre, und begnügt sich dann in der oberen Etage im Bällebad. Ankunft auf Föhr und tatsächlich ein wenig Sonnenschein, unsere Radstrecke ist knappe 4 km, die wir von unseren Gastgeber, der uns am Fährhafen abholt, begleitet werden. Jannik schafft die Hälfte der Strecke, ehe er schlapp macht. Am späten Nachmittag jedoch schafft er die Strecke noch einmal zum Einkaufen, so dass seine Bilanz, mit ca 5 eigenen gefahrenen Kilometern, sich für einen grad gewordenen Dreijährigen schon sehen lassen kann.

Wir bleiben 2 Tage auf Föhr und haben weiterhin nicht besonders viel Glück mit dem Wetter, machen aber das Beste draus. Ausflüge zum Strand, Eis essen und die Spielplätze in der Umgebung mit dem Rad.

 

Weiter geht es mit der nächsten Fähre nach Amrum für 8,40 Euro plus eine Radkarte für 5 Euro, Kinder unter 6 sind frei. Petrus meint es immer noch nicht wirklich gut mit uns und statt der erhofften Sonne, lächeln uns immer wieder diese fiesen kleinen Wassertropfen an. Wir trotzdem dem Regen und machen uns auf einen gut abgeschirmten und asphaltierten weg Richtung Campingplatz auf, wieder gelingt Jannik die Hälfte der etwa 5 km und ich bin mächtig stolz auf ihn. Die nächsten zwei Tage arrangieren wir uns so gut es geht mit dem Wetter, machen einen Ausflug zu den Seehundbänken und Jannik darf einen kurzen Moment das Schiff steuern. Die Nächte sind nass und unsere Klamotten nasser. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage nicht besser und wir entscheiden uns nach einer Woche viel Regen, wenig Sonne, aber jeder Menge Spaß und Abenteuer zur Heimkehr. Durch Pfützen und mit Gegenwind radeln wir zum Fähranleger, verabschieden etwas wehmütig die Insel Amrum und erreichen Dagebüll in strömenden Regen. Unsere Reisebegleiterin tischt dem Busfahrer, der eigentlich keine Räder mitnehmen darf, eine rührselige Geschichte vom kranken Kind auf und erspart uns so die 10 km bei strömenden Regen.

Erschöpft aber glücklich kommen wir nach einer weiteren Nacht in Niebüll ein Tag später in Hamburg an und Jannik ist das stolzeste Kind auf der ganzen Welt.

Der Kostenpunkt der gesamten Reise beläuft sich diesmal auf knapp 200 Euro, was vor allem daran liegt, dass man in Gesellschaft doch irgendwie mehr Geld ausgibt als alleine. Hier ein Eis, da ein Brötchen und auch ein Restaurantbesuch war mal drin. Für Jannik waren es ca  25 eigene gefahrene Kilometer in einer Woche, in der er nun auch das Bremsen gelernt hat.

Stephi
Alleinerziehend.Reisesüchtig.Freiheitsliebend.Alternativ.

2 Comments

Leave a Response