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Interview mit Nina F.

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Nina F.

Wer ist eigentlich Nina F.?

Nina F. hat schon den ein oder anderen Beitrag hier veröffentlicht und ist somit Teil eines Blogs geworden, wo es um das Alleine reisen mit Kind, Minimalismus und alternative Themen geht. Nina ist ebenfalls alleinerziehende Mutter eines bezaubernden kleinen Mädchens. Ich habe die beiden kennen gelernt, als ich auf einer Fahrradreise um einen Couchplatz gefragt habe. Dass sich dabei ein toller Austausch und eine Freundschaft entwickelt hat, ist wieder ein Punkt mehr für das Couchsurfing. Ich finde die Geschichten von Nina F. so spannend, dass sie aufgrund des hohen Mehrwertes nun eine eigene Kategorie bekommt. Ab sofort gibt es unter Reisen mit Nina F. weiterhin tolle Tipps zum Reisen mit Kindern und auch ganz gewiss den einen oder anderen Erfahrungsbericht.

Erfahre mehr über Nina F.

 

  1. Wir kennen uns durch Couchsurfing. Magst du uns einmal erzählen, wie du zu Couchsurfing gekommen bist und was dein erster Eindruck war, als ich dir eine Anfrage mit Kind gestellt habe? Couchsurfing nutze ich schon lange, erstmals bei einer Tschechienreise als 17jährige mit dem Account meiner Schwester, später dann in Deutschland und anderen Teilen Europas, Asien und Australien. Es ist einfach eine unheimlich entspannte, spannende und günstige Art zu reisen – man lernt Flecken der Erde kennen, die man bei einer typischen Reise nicht kennenlernen würde! Erstmal habe ich mich unheimlich gefreut, erstmals eine Anfrage von einer anderen Mutter zu erhalten – denn ich lebe in einem solch kleinen Ort, dass ich recht selten Couchsurfing-Anfragen erhalte. Und dann fand ich dein Profil unheimlich spannend, es war zu lesen, dass du ebenfalls alleinerziehend bist, rohköstlich lebst und individuell reist – ich weiß noch wie ich mich darauf gefreut habe, dich kennenzulernen!
  2. Wie empfindest du deine eigenen Reisen mit Kind als Couchsurfer? Magst du uns eine besonders schöne und eine heiklere Geschichte erzählen? Mit Kind ist Couchsurfing meiner Meinung die beste Art, auf Reisen irgendwo unterzukommen. Anstatt um 8 Uhr mit dem Kind alleine auf dem Hotelzimmer zu sitzen hat man Leute zum reden, vielleicht jemanden, der mal auf das Kind aufpasst, eventuell Spielkameraden, eine Küche zum Essen kochen und Sachen lagern,…. Andersherum kann es natürlich schwierig sein von Menschen gehostet zu werden, die wenig Ahnung davon haben, was es heißt, Kinder im Haus zu haben und um 9 Uhr abends ein aufwändiges Dinner oder für den nächsten Tage Power-Sightseeing vorbereitet haben. Eine besonders schöne Geschichte? Davon gibt es viele und es fällt mir schwer, eine einzelne herauszusuchen. Besonders schön war es immer, bei anderen Familien zu couchsurfen, wenn alles kindgerecht ist, Spielkameraden da sind und die Hosts das Leben mit einem Kind kennen. Ich habe bei herrlichen Familien in Spanien gewohnt, die uns die Städte gezeigt haben, mit uns wandern waren und uns mit in ihre Ferienhütte genommen haben, Familien in Asien, die täglich für uns kochten, uns herumkutschierten, Tagestouren machen sowie zuletzt Familien in England, mit denen ich abends noch stundenlang über Gott und die Welt reden konnte nachdem die Kinder im Bett waren. Eine heikle Geschichte gibt es auch. Der Mitbewohner von meinem Couchurfer in Phnom Penh fühlte sich nicht wohl mit einer Couchsurferin unter einem Dach (ohne uns überhaupt kennen gelernt zu haben). Er veranlasste also, dass Mayla und ich raus geworfen wurden – ich musste Mayla vom Mittagsschlaf wecken und fühlt mich unendlich gedemütigt.  Meinem Couchsurfer war es unheimlich unangenehm und er bestand darauf, uns zu einem schicken Hotel zu bringen und uns 3 Nächte dort zu bezahlen sowie uns zum (kostspieligen) Essen einzuladen – im Endeffekt ist es also gut ausgegangen, auch wenn ich diese Situation nicht mehr vergessen werde.
  3. Wie geht deine Umwelt mit deinem Reiseverhalten um und inwieweit beeinflusst das dein Verhalten auf Reisen? Meine Familie heißt das Reisen mit Mayla nicht unbedingt gut, hält sich aber sehr zurück was Kritik angeht. Ansonsten bekommt man alles zu hören, von “Wie toll, dass du das machst”, “Du zeigst, dass das alles auch mit Kind geht” und “wie wertvoll es für Mayla ist, dass du ihr so früh die Welt zeigst” bis hin zu Vorwürfen bezüglich der Verantwortungslosigkeit und der Struktur und Stabilität, die ich Mayla nehmen würde. Es beeinflusst mich insoweit, dass vor allem vor der Reise die Vorwürfe den Teil meines Denkens nähren, der sich Sorgen macht. “Vielleicht haben alle anderen Recht, was mache ich überhaupt???” Doch spätestens wenn Mayla und ich aus dem gewohnten Umfeld raus sind, bin ich wieder in der Lage, ganz auf meine Intuition und unbeeinflusster zu denken. Und ich merke, wie gut es Mayla und mir beim Reisen geht.
  4. Was ist der größte Unterschied zwischen deinen Reisen mit Kind und den damaligen ohne Kind? Nicht mehr meine Bedürfnisse stehen an erster Stelle sondern die des Kindes. Das Schöne ist: das macht nichts. Ich bin glücklich, wenn Mayla glücklich ist. Ich schaue nie auf das, was ich wegen Mayla nicht erleben kann sondern auf das, was ich wegen und mit Mayla erleben darf.
  5. Könntest du dir auch vorstellen,ohne Mayla zu vereisen? Nein, nie! Ich habe viele Eltern getroffen, die ohne ihre Kinder reisen, eine “Auszeit” nehmen. Ich verurteile das nicht und vielleicht ändere ich meine Meinung diesbezüglich noch. Aber zurzeit wäre eine Reise ohne meine Tochter nicht denkbar.
  6. Wenn Zeit und Geld keine Rolle spielt, wie würde das nächste Jahr bei dir aussehen? Los, mit Bussen und Zügen los. Über Osteuropa nach Asien, über Land. Von da aus vielleicht nach Australien auf das ConFest. Oder nach Südamerika. Aber langsam und selbstbestimmt, bleiben, wo es uns gefällt.
  7. Was wünscht du deiner Tochter für die Zukunft? Welche Werte findest du besonders wichtig und was haben diese mit deinen Reisen zu tun? Ich finde es – besonders in unserer Zeit und Gesellschaft wichtig – dass Kinder lernen, selbstbestimmt zu denken, nicht alles so zu nehmen, wie es ihnen “aufgetischt” wird. Ich möchte, dass meine Tochter selbstbewusst sein wird und ihren eigenen Weg geht. Ich möchte, dass sie auch ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Das ist heute glaube ich besonders schwer – Empathie, Mitgefühl, Gemeinschaftsgefühle, das alles sind Dinge, die uns immer mehr abhanden kommen. Sachen zu geben, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten. Ich möchte, dass sie Alternativen zu unserer von Konsum, Hektik und Kapitalismus geprägten Wegwerf-Gesellschaft kennen lernt. Vor allem auch der Umweltschutz liegt mir am Herzen. Ich glaube, unsere Kinder müssen eines Tages in einer sehr schwierigen Welt, die von Rohstoff-, Nahrungs- und Wasserknappheit, Umweltkatastrophen, Kriegen, Flüchtlingen und Rassismus geprägt sein wird, aufwachsen. Das ist keine negative, sondern realistische Sicht. Ich wünsche meiner Tochter, dass sie stolz, mit offenen Händen und Armen und einem Lächeln in dem Gesicht durch diese Welt schreitet und versucht, die Welt ein Stück besser zu machen anstatt sie aufzugeben. Das sind hohe Ansprüche. Reisen lehrt Mayla, mit einem Minimum zurechtzukommen, zu sehen, wie andere Menschen leben, verschiedene Ideen, Meinungen, Mentalitäten und Kulturen kennenzulernen. Es lehrt, auf andere angewiesen zu sein ebenso, wie anderen zu geben. Es zeigt ihr, wie gleich und doch unterschiedlich die Menschen sind. Es gibt ihr hoffentlich ein größeres Gemeinschaftsgefühl mit “allen” Menschen. Und nebenbei versuche ich, ihr “Umweltschutz” zu vermitteln.
  8. Die allerwichtigste Frage überhaupt, was bedeutet für dich Freiheit und was würde Mayla wohl antworten,wenn sie das Wort definieren könnte? Hmm. Diese Frage lehnt sich an die vorherige an. Freiheit bedeutet für mich Zufriedenheit. Wer zufrieden ist, ist meiner Meinung nach frei. Und Freiheit heißt für mich auch, in gewissem Maße frei zu sein von den gesellschaftlichen Zwängen und vom Konsum. Freiheit bedeutet, sich zu überlegen, wo man gerne wäre und loszuziehen, um dorthin zu kommen.Und was würde Mayla antworten? Das ist schwer. Sie ist ja gerade mal 2 Jahre alt. Sie wird sich häufiger frei fühlen als ein Erwachsener, da Kinder diese unglaubliche Fähigkeit besitzen, im “hier und jetzt” zu leben. Ich denke für sie bedeutet Freiheit, Seifenblasen nachzurennen. Durch den Wald zu stampfen und mit Karacho den Berg herunter zu rennen. In einen See zu springen. Morgens im eigenen Tempo aufzustehen, zu schmusen, zu spielen. Ihre Ideen und Kreativität frei ausleben zu dürfen – mit einer Mutter, die begleitet, aber nicht einschränkt.
Ich danke dir sehr liebe Nina F. für die offenen und ehrlichen Antworten und freue mich riesig, dass du nun mit im Team bist 🙂
Stephi
Alleinerziehend.Reisesüchtig.Freiheitsliebend.Alternativ.

2 Comments

  1. Hallo! Ich freu mich sehr über diesen Blog, er macht Mut und zeitgt mir, dass es auch andere Mütter gibt die gerne mit ihren Kindern unterwegs sind! Ich selbst war letztes Jahr mit meiner 5 Monate alten Tochter für 2,5 Monate in Sri Lanka und würde mich sehr freun die Geschichte zu erzählen, vielleicht in einem Gastbeitrag?

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