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Alleinerziehend auf Reisen und meine Gelassenheitsstrategie

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Alleinerziehend auf Reisen und wie organisiere ich mich

Immer wieder erreichen mich Emails mit der Frage wie ist es eigentlich alleinerziehend auf Reisen? Ich möchte heute einmal darauf eingehen. Alleinerziehend zu sein, ist in der heutigen Zeit keine Seltenheit mehr und manche trifft es härter, manche nehmen es so selbstverständlich hin wie das Atmen. Wie ist es auf unseren Reisen? Wie organisiere ich mich? Und welche Vorkehrungen kann ich treffen? Was mache ich mit emotionalen Druck und wie schaffe ich es, mich zu erholen? All diese Fragen habe ich mir vor unseren Reisen auch gestellt und mittlerweile einige Antworten dazu. Alleinerziehend auf Reisen und die Frage wie allein bin ich wirklich?  Dieser Beitrag soll dir helfen und richtet sich auch an die Mütter, die nur im Urlaub alleinerziehend auf Reisen sind.

Alleinerziehend im Alltag

Ich möchte nur einmal kurz auf das Thema eingehen, wie ein normaler Alltag einer alleinerziehenden Mutter in Deutschland aussieht oder wie es bei mir aussah. Ich war vollzeitberufstätig in einer Position, wo der Kopf auch nach Feierabend noch nicht zu Hause war. Mein Sohn ging 10-12 Stunden am Tag in den Kindergarten. Der Kindergarten war toll und deswegen hatte ich auch diesbezüglich nie ein schlechtes Gewissen. Die Zeit davor und danach widmete ich meist zu 100% meinem Kind. Kein Haushalt oder andere Verpflichtungen waren wichtiger für mich. An guten Tagen habe ich diese dann noch problemlos am Abend erledigt und an schlechten bin ich zusammen mit der Gute-Nacht-Geschichte eingeschlafen. Am Ende des Tages konnte ich es drehen wie ich wollte, Zeit für mich allein war eigentlich nie da. So geht es vielen Müttern. Es fällt wahnsinnig schwer, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Alleinerziehende haben zudem noch das Problem, dass sie diese Auszeiten auch noch gut planen müssen. Ein Babysitter ist oft nicht sofort greifbar wenn man ihn braucht. Da mein Job mich sehr viel Zeit gekostet hat und immer wieder Oma oder auch Freunde einspringen mussten, habe ich selten nach zusätzlicher Hilfe gefragt. Das ist ein Problem, was ich mir selbst geschaffen habe.
Denn heute weiß ich, dass ich nicht alles alleine schaffen muss, auch nicht als Alleinerziehende.

Das Leben kann so einfach sein- Sicherheit auf der Reise

Alleinerziehend auf Reisen ist eine große Herausforderung, dessen war ich mir von Anfang an bewusst. Viele in meinem Umfeld standen meinem Plan zur Endlosreise sehr kritisch gegenüber. Was ist wenn mir was passiert und der kleine Junge in einem fremden Land ist, dessen Sprache er nicht spricht? Was, wenn ihm etwas passiert und ich alles alleine regeln muss? Was ist, wenn dich niemand versteht? Natürlich können all diese Dinge passieren aber genauso gut können sie auch in Deutschland passieren. Ich glaube fest daran, dass wir selbst das Schicksal in der Hand haben und je mehr Angst wir projizieren, desto eher geraten wir auch in ungemütliche Situationen.  Wenn ich mit meinem Sohn reise, hat er immer in irgendeiner Form meine Telefonnummer dabei. Mal als Karte und mal mit dem Kugelschreiber auf dem Arm. Ich selber trage in meiner Tasche eine Adresse und Telefonnummer von der nächstgelegenen Person, die Jannik notfalls betreuen könnte. Da wir oft couchsurfen, haben wir auch immer regionale Kontakte zu Einheimischen. Neben diesen Vorkehrungen verhalte ich mich nicht anders als ich es auch in Deutschland tun würde.

Alleinerziehend auf Reisen und die Herausforderungen des Reisealltags

Mittlerweile bin ich schon seit über einem Jahr mit meinem Sohn unterwegs. Da hat sich schon vieles eingespielt. Die größte Herausforderung für mich war anfangs, eine gemeinsame und verlässliche Reisesprache zu finden. Ich erziehe mein Kind frei und erlaube ihm wild zu sein, Verbote gibt es kaum und trotzdem muss ich mich in einigen Situationen zu 100% auf ihn verlassen können. Der Weg dahin kostet ganz viel Zeit und Geduld und wir sind immer noch nicht da, wo ich gern wär aber ich sehe den ganzen Weg als einen Lernprozess an. Erschwerend ist für mich als Alleinerziehende die fehlende Auszeit. Gerade auf Reisen sind Babysitter nur schwer zu finden und mein Kind in ständig wechselnde Betreuungen zu geben, liegt mir fern. Die Nerven liegen aber manchmal einfach blank. Und ja, es gibt sie! Die Momente, in denen ich die Geduld verliere, hektisch werde und manchmal auch Dinge sage, die ich gar nicht so meine. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dem täglichen Druck als Alleinerziehende auf Reisen stand zu halten.

Dinge, die dir helfen als Alleinerziehende auf Reisen gelassen zu bleiben

Alleinerziehend auf Reisen erfordert noch ein wenig mehr Kraft als der Alltag zu Hause aber es gibt auch einen Pluspunkt. Du hast deutlich mehr Zeit, um dich in Geduld zu üben.
  • Bereite dich geistig auf deine Reise vor. Je nachdem, was für ein Reisetyp du bist, solltest du gut durchplanen und trotzdem Raum für Eventualitäten offen lassen.
  • Weniger ist mehr. ich erinnere mich an meine erste Thailandreise mit Jannik als er zwei Jahre alt war. Wir haben uns in vier Wochen von Bangkok nach Norden, nach Süden, nach Westen und nach Osten vorgearbeitet. Das war zwar toll aber wirklich zur Ruhe gekommen bin ich nie. Heute reise ich umgekehrt. Ich bleibe immer länger an einem Ort und nehme mir deutlich weniger vor.
  • Knüpfe Kontakte zu Einheimischen und anderen Familien. Dadurch kannst du dir kleine Auszeiten gewinnen, indem ihr dann wechselweise Spieldates vereinbart. Auch nur mal 10 Minuten können Wunder wirken. Ich habe mich kürzlich riesig über drei Minuten im Massagesessel der Shoppingmall gefreut während Jannik mit einem einheimischen Kind und dessen Mutter in der Kids Zone spielte.
  • Versuche mit deinem Kind gezielt Auszeiten zu trainieren und gestehe ihm das Recht auch zu. Wir haben mit 10 Minuten angefangen, die wir getrennt voneinander etwas in Ruhe machen. Je nach Alter ist die räumliche Trennung auch wichtig dabei. Oft verlasse ich das Zimmer dann und entspanne einfach die Zeit über mit etwas Musik. Jannik lernt dadurch, dass diese Auszeit wichtig ist für jeden und auch etwas ganz besonderes.
  • Nutze die frühen Stunden wenn dein Kind noch schläft. Ich stehe oft schon vor meinem Sohn auf und starte ganz entspannt in den Reisealltag. Yoga, Meditation oder eine entspannte Dusche helfen mir, gelassen in den Tag zu starten und diese Gelassenheit auch auf mein Kind auszustrahlen.
  • Sollte sich die Hektik in dir ausbreiten, helfen mir mittlerweile Atemübungen ganz gut. Klingt fast schon ein wenig lächerlich aber ganz ehrlich, nach ein paar Atemzügen bin ich wieder tiefenentspannt.
  • Wenn nichts hilft und du kurz vor dem platzen bist, empfehle ich die Situation zu verlassen. Je nachdem wie alt dein Kind ist, wird es verstehen wenn du mal zwei Minuten raus musst. Aber auch gemeinsam eine Situation verlassen, kann Entspannung bringen und auf neutralem Boden sieht man vieles wieder ganz gelassen.
  • Manchmal stelle ich mir auch vor, mein Sohn wäre wieder ein Baby, um die Geduld nicht zu verlieren wenn er nach einer gefühlten Ewigkeit sich immer noch nicht für ein T-Shirt entscheiden kann. Im Anschluss freue ich mich über seine Selbstständigkeit.
  • Reisen sind immer etwas besonderes. Du solltest die schönen Momente mit deinem Kind teilen. Damit schaffst du eine ebenerdige Basis, die eure Bindung vertiefen wird und viel Konfliktpotenzial verflüchtigen lässt.
  • Findet gemeinsame Interessen. Ich glaube nicht mehr daran, dass in erster Linie nur die Interessen des Kindes gestillt werden müssen. Auch du sollst auf deine Kosten kommen. Finde etwas, was euch beiden Spaß macht und so bekommt keiner Langeweile.
  • Genieße die Momente der Ruhe bewusst und zehre von ihnen wenn du sie am meisten brauchst. Du bist es dir wert und eine ausgeglichene Mutter ist auch das, was ein jedes Kind braucht.

 

Wie allein bin ich eigentlich wirklich?

Zugegeben, man hat es nicht immer leicht als Alleinerziehende im Reisealltag und während sich andere Paare auch mal Abends abwechseln mit dem ausgehen, bleibe ich jeden Abend drin. Das macht schon manchmal sehr einsam. Umso mehr freue ich mich wenn ich als Couchsurferin beispielsweise abendliche Gespräche mit Erwachsenen führen kann. Kürzlich hatte ich tatsächlich auch eine interessante Bekanntschaft gemacht aber ein Kennenlernen gestaltet sich auf so einer Reise allein mit Kind doch manchmal etwas schwierig. Um es auf den Punkt zu bringen, ohne Couchsurfing und die Homestays wäre ich ziemlich allein weil mir einfach die nötige Flexibilität fehlt. Am Tage ist das alles kein Problem aber am Abend, wenn das Kind schläft und Zeit für mich ist, da freue ich mich über Gespräche zu Gleichgesinnten, zu Erwachsenen und ich bin dankbar für die Menschen, die ich dann in diesen Momenten kennen lernen darf.  Alleinerziehend auf Reisen zu sein, ist dennoch für mich in unserer Situation nicht weg zu denken.

Was ist deine Erfahrung?

Bist du auch alleinerziehend auf Reisen? Welche Herausforderungen sind für dich die größten? Wie meisterst du sie und was wünscht du dir am meisten auf Reisen? Ich freue mich über einen Kommentar.

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Stephi
Alleinerziehend.Reisesüchtig.Freiheitsliebend.Alternativ.

8 Comments

  1. Hallo Stephanie,
    deine Berichte finde ich echt toll. Mich würde interessieren ob ihr auch schon mal mit anderen Alleinerziehenden zusammen gereist seid? Oder macht ihr das bewusst nicht…vielen Dank :0)
    (Ich bin auch alleinerziehend mit 2 Kids und werde 2017 mit meinen auf Weltreise gehen)

    Viele Grüße

    1. Vielen Dank fuer dein Feedback. Tatsaechlich habe ich nich schon auf unserer Reise mit der ein oder anderen alleinerziehenden Mutter getriffen weil ich den Gedanken toll finde, gemeinsam zu reisen. Das schwierige ist aber oft, einengemeinsamen Nenner zu finden. Da wir fast ohne Geld reisen, sind wir ganz anders unterwegs als die meisten Familien. Viele, die wir trafen, empfinden das als stressig und wollen das nicht. Und weiterhin ist es gerade auf einer gemeinsamen Reise so, dass die Eltern rine aehnliche Sprache sprechen sollten was der Umgang mit den Kindern angeht. Aber grundsaetzlich finde ich die Idee toll. Die Muetter wo es bisher super gepasst hat, waren leider immer nur auf kuerzeren Reisen unterwegs.

      1. Hallo Stephi, Mein Sohn ( fast 6 Monate) und ich wollen bald die Teilzeitortsunabhängingkeit starten. Da ich noch in Elternzeit bin dachte ich das das eine gute Gelegenheit ist. Ich bin selber 10 Jahre Als Hotelfachfrau viel rum gekommen und möchte meinen Sohn von Anfang an dann teilhaben lassen.

        1. Liebe Susanne,
          die Elternzeit ist perfekt, um zu reisen. Ich selbst habe in der Elternzeit meon Reisefieber erst entfacht und mich im Nachhinein ein wenig geaergert, nicht noch viel mehr in dieser Zeit gereist zu sein. Wenn ich dir noch mit irgendwelchen Ratschlaegen zur Seite stehen kann, schreib mich gern an.

  2. Hallo Stephi,

    toller Artikel bzw. Blog. Vielen Dank vor allem für deine ehrlichen Worte, dass einem als Alleinerziehende Mama auch mal die Nerven durchgehen. Und auch das beschriebene manchmal ganz schön blöde Gefühl isb. am Abend allein zu sein – manchmal reicht es ja auch zu wissen, dass es auch anderen so geht.

    Deine Artikel, deine Erfahrungen geben Mut … ich plane mit meinem 5 jährigem Sohn im Sommer eine 9 wöchige Reise 🙂 nur die Richtung ist noch nicht so ganz klar.

    Ich wünsch Dir und deinem Sohn weiterhin viele tolle Erfahrungen und eine gute Zeit!

    1. Hab vielen Dank. Ja, es ist nicht immer alles leicht aber wrm dag ich das? Wichtig ist, wie wir damit umgehen. Ich wünsche euch für eure bevorstehende Reise alles erdenklich Gute.

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