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So habe ich mir das nicht vorgestellt

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Ziva M. beschreibt die Emotionen einer abstillenden Mutter

Heute früh haben mich ein paar Worte erreicht, die mich zutiefst berührt haben und in Absprache mit Ziva M. ihren Weg auf meine Seite gefunden haben. Wie geht es einer Mutter, wenn sie plötzlich merkt, es läuft nicht mehr alles rund? Wenn sie das Gefühl hat, mit allen Problemen alleine da zu stehen? Wenn das Kind weint und sie nicht mehr in der Lage ist, das Bedürfnis zu stillen?

Ich selbst war sogenannte Langzeitstillende. Ich habe völlig problemlos abgestillt, als mein Sohn 3 Jahre alt war. Die Emotionen einer abstillenden Mutter blieben mir also fast verborgen. Und weil ich weiß, dass es Millionen Müttern so geht wie Ziva M., möchte ich hier ihre traurigen aber auch hoffnungsvollen Gedanken teilen:

18 Monate ist es her als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin. Von einem Mann, den ich aus tiefstem Herzen liebe. Trotzdem weiss ich, dass mir die Reise der Schwangerschaft und der Mutterschaft alleine bevorsteht. Der Lebensplan sieht für mich etwas anderes vor: Alleinerziehende Mutter sein. Umso mehr Gedanken mache ich mir darüber, was ich ihr mitgeben will, wie ich sie aufwachsen lassen möchte und welche Werte ich ihr geben kann, um sie bestmöglich auf das Leben vorzubereiten. Ich werde sie lieben, werde sie beschützen und werde sie in Freiheit groß ziehen. Das Leben ohne Ihren Vater ist der Preis dafür. Er kann nicht mit uns leben, zu verschieden sind wir. Wir können nicht ohne einander aber viel weniger miteinander. Ich habe diese Entscheidung getroffen, eine wohlüberlegte und wahrscheinlich die schwerste Entscheidung meines Lebens.

Meine kleine Tochter und ich. Wir beide. Alleine und miteinander.

Ich habe mir vorgenommen, sie zu stillen. Hab aufgehört zu rauchen, hab angefangen mehr auf mich selbst zu achten und eine ruhige und entspannte Schwangerschaft zu haben. Trotz Trennung, trotz Herzschmerz und trotz der immer wiederkehrenden Frage, ob ich auch alles gut machen werde.

Die Tage in der Klinik hab ich damit verbracht Fragen zu stellen, zuzuhören und die Ärztinnen und Schwestern nach Tipps und Tricks zu fragen. Alles war interessant und ich reflektierte immer wieder welche Art mein Baby zu pflegen und aufzuziehen die beste wäre. Es war ganz klar das Stillen. Ich hab mir fest vorgenommen, mein Kind selbst zu ernähren, mein Ziel waren 12 bis 15 Monate. Ab dem 6. Monat wird Beikost empfohlen, bis dahin stillte ich voll. Die Beikost erwies sich als schwierig. Die Kleine mochte nur meine Milch und nach einigen Wochen war ich es leid, das immer selbst gekochte Essen weg zu schmeißen und ich entschied, weiterhin voll zu stillen

Nun ist sie knapp 9 Monate alt und vor 4 Tagen fing sie plötzlich an, mich während dem Stillen zu beißen. Ich ertrug es. Unter Schmerzen. Und es wurde von Mahlzeit zu Mahlzeit schlimmer, ich hatte Angst und Panik vor der nächsten.

Ich heulte nur noch und ich schrie bei ihren Bissen und ich merkte, dass ich sie in diesem Moment einfach nicht mochte.

Meine Mutterrolle war mir über den Kopf gewachsen. Ich war nicht mehr belastbar. Abends war es dann der Horror. Sie hat mich so sehr gebissen dass ich sie nicht mehr stillen konnte, Fläschchen nahm sie mir auch keines und sie hat nur noch geschrien vor Hunger. Ich hab sie dann doch nochmal angelegt und gestillt (unter massiven Schmerzen) und zu guter letzt eine befreundete Nachbarin mitten in der Nacht angerufen und sie gebeten mir ein Fläschchen zu bringen und Nahrung. Ich hatte ja nur irgendwelche Muster zuhause und kannte mich damit überhaupt nicht aus. Mein Kind ist mir dann eingeschlafen und ich glaubte, das Stillen hat sich erledigt.

Unter Tränen fühlte ich mich wie eine Rabenmutter, weil ich sie nicht mehr selber ernähren konnte und mein selbst erklärtes Ziel nicht erreicht habe.

Umstellung auf Flaschennahrung hiess es jetzt und ich hatte das Gefühl als Mama total zu versagen. Nach einer Stunde Schlaf ist sie wieder wach geworden, normalerweise stillte ich sie dann kurz, diesmal habe ich es gelassen. Nachdem sie hungrig und total erschöpft wieder eingeschlafen war, quälten mich 1000 düstere Gedanken.

Morgens versuchte ich es nochmal, ihr ein Fläschchen zu geben. Fehlanzeige. Ich gab ihr trotz Schmerzen wieder die Brust. Für ein paar Stunden sollte das reichen. Ich besorgte mir Stillhütchen und hoffte, dass es besser werden würde. Doch leider hab ich nicht bedacht, dass mein Mädchen weder Schnuller noch Fläschchen oder sonstige Plastikteile mag.

Plan B musste her und zwar ganz dringend:

Nachts und morgens stillen, tagsüber versuche ich es mit normalen Essen. Und es hat geklappt. Sie isst mit. Mein Mittagessen, Obst, Gemüse und sie trinkt Wasser. Ich war überrascht.

Es war wohl Zeit meine Kleine loszulassen. 9 Monate fast ausschließlich volles Stillen liegen hinter mir und ich glaub, ich werde mir jetzt einen Teil meines ICH’s zurückholen.

Nun sitze ich allein im Café und ordne mich und lass die letzte Nacht und überhaupt die letzten 18 Monate Revue passieren. Meine Kleine ist bei meiner Schwägerin und dort gut aufgehoben. Ich kann sie nun auch mal, ohne dass sie hungrig wird ein paar Stunden betreuen lassen. Eine innige Phase geht zu Ende. Die totale Abhängigkeit zwischen mir und meiner Tochter. Was kommt jetzt? Ein Leben im Team mit 2 ich’s! Auf Wiedersehen wir, Hallo du und ich!

Ich dachte nicht, dass es mich so aufwühlen würde. Meine Tochter zu sehen und sie nicht zu 100% zufriedenzustellen. Ich habe meine eigenen Ansprüche an mich überdacht und neu geordnet. Eine neue Freiheit mit der ich noch nicht umgehen kann. Es fühlt sich an wie überfordert sein, was soll ich machen? Wie gestalte ich meinen Tag alleine? Ohne meine Tochter. Mal auf niemanden achten? Nicht alles nur schnell und nebenbei machen. Es scheint so, als ob ich alles wieder neu lernen müsse. Meine Tochter lernt krabbeln und bald wird sie herumlaufen und ich? Ich lerne zu gehen, ohne mein Töchterchen am Arm. An der Hand, in der Nähe aber nicht mehr als Einheit.

Immer wieder schießen mir Tränen in die Augen.

Es ist eine Traurigkeit aber auch ein Loslassen.

Ich werde wieder ich. Und sie? Sie wird ein kleines Stückchen größer und selbstständiger.

 

Wenn ich einen Song sprechen lassen kann……

 

 

 

Stephi
Alleinerziehend.Reisesüchtig.Freiheitsliebend.Alternativ.

4 Comments

  1. Ich habe meine Tochter, mein zweites und letztes Kind, ein Jahr voll gestillt, da sie partout nicht essen wollte. Also was war leichter und besser für mich und sie als einfach weiterhin voll zu stillen. 😉 mir war egal was die Ärzte sagten, meinen Kind ging es wunderbar, ich hatte sehr nahrhafte Milch und absolute Speckbabies 😉 , und mein Kind MUSSTE nicht essen nur weil irgendwelche Ärzte das sagten. Zwei Tage nach ihrem ersten Geburtstag hat sie ihre erste Mahlzeit am Tisch mit uns gegessen. Kartoffel-Chicorree-Pfanne in Senfsahne. Soviel zu denThema 😛 ich habe sie weiterhin gestillt, denn ich habe immer gesagt, meine Kinder dürfen sich selbst abstillen. Und dann kam einer der schlimmsten Tage in meinem Leben. Mit 16 Monaten hat sie morgens im Bett den Kopf geschüttelt, als ich sie fragte, ob sie Brust trinken möchte. Am nächsten Tag trank sie nochmal und ich sooooo erleichtert. Und am darauf folgenden Tag war es vorbei. *heul* ich war so traurig, ich hätte nur heulen können. Monatelang. Mein Mann versuchte zwar immer mich aufzuheitern und sagte, dass ich ja immer gesagt hätte, die Kinder dürfen das selbst entscheiden, womit er ja auch recht hatte. Und trotzdem war da diese unendliche Traurigkeit, dass eine der wunderschönsten Zeiten nun vorbei ist und für mich nie wieder kommen wird.
    Nun sind meine Kinder 8&9 Jahre und trotzdem weiß ich noch genau wie sehr es mich belastet hatte damals. :’-( ich hatte bei ihr einfach damit gerechnet, dass ich sie locker bis zum dritten Geburtstag stillen werde. Naja, sie hat das dann eben andres entschieden 🙂

  2. 4 Tage lang, 6-8 mal am Tag ein beiß- und Schreikonzert (diesmal von mir) haben mich diese Entscheidung treffen lassen. Ich bin absolut für Aufklärung und Information. Habe mit den unterschiedlichsten Fachleuten gesprochen (Mütter, stillberater, Kinderarzt, Hausarzt, Ayurvedaarzt, energetiker und Apotheker)
    Manchmal sagt einem die eigene Tochter wo es lang geht und wann genug ist. ich werde Frieden schließen und auf den nächsten loslassprozess warten….

  3. Hallo Ziva,
    ich finde den Artikel sehr mutig von dir, denn er legt deine Emotionen wirklich sehr offen dar. Ich kann dich voll und ganz verstehen. Bei mir war es ähnlich, aber wir hatten durch das morgendliche Stillen nochmal ein Comeback drei Monate später für etwa vier Monate, danach war dann endgültig Feierabend. Alles, was sich für dich richtig anfühlt, ist auch richtig und lass dir da von niemanden etwas einreden. Viele Frauen fangen erst gar nicht an zu stillen, weil sie entweder schlecht beraten sind oder es schlichtweg nicht wollen. Also tu was dein Herz dir sagt.
    Liebe Grüße Sandy

  4. Ach ja, ich kann Dich gut verstehen, Loslassen ist total schwer. Gerade bei unserem Erstling, dem Küstenjungen, war ich auch traurig,als die Stillzeit vorbei war.Doch es kommt immer etwas Neues!
    Alles Gute für Euch!

    Küstenmami

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