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5 Gründe mit Kindern nicht nach Manila zu reisen

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Manila

5 Gründe warum du mit Kindern besser nicht nach Manila reisen solltest

Manila ist die Hauptstadt der Philippinen und wie in so vielen Großstädten, ist es auch hier hektischer, schmutziger und schadstoffbelasteter als auf dem Land. Das allein war für mich aber nicht der Anlass, diesen Beitrag zu verfassen. Im Rahmen meiner Philippinenerundreise habe ich zwar nur 2 Tage und 1,5 Nächte in Manila mit Kind verbracht, die mir ausreichten, um dir zu beschreiben, warum du mit Kindern besser nicht nach Manila reisen solltest. Und dies soll bitte nicht missverstanden werden. Es war für mich eine persönliche Momentaufnahme und es gibt ganz gewiss auch andere Erfahrungen dazu. Also verzeih die provokante Aussage.

Mit Kindern besser nicht nach Manila

Als ich meine Reise auf die Philippinen geplant habe, habe ich schon auf Anraten von Freunden bewusst die Anreise nach Manila mit Kind vermieden. Ich bin nach Angeles geflogen. Was ich aber nicht wusste, war dass Manila das Drehkreuz für fast alle Inlandsflüge ist und so der Kontakt zu Manila fast nicht vermeidbar ist. Den ersten Kontakt hatte ich nach einer nächtlichen Busfahrt von Banaue ausgehend, wo ich ohne Geld und um 4 Uhr morgens mit Kleinkind auf einen beunruhigenden Busbahnhof mitten in Manila ankam. Am Ende sind wir freundlicherweise bei einer Einheimischen unter gekommen, die wir im Bus kennen gelernt haben. Was für ein Segen das war, wird mir spätestens auf der Taxifahrt zu ihr nach Hause klar.

Die zweite Begegnung mit Manila hatte ich dann zur Abreise, diesmal war Bargeld vorhanden und ein Hotel auch, welches wir nutzen mussten, weil der Rückflug außer planmäßig von Angeles nach Manila verlegt wurde. Ich habe also Manila ein wenig kennen lernen dürfen und bin sehr dankbar, dass mein Sohn die Stadt fast ausschließlich nur aus dem Taxi erlebt hat und mir somit viele Fragen erspart geblieben sind. Gleich vorweg, mir gehen solche Erfahrungen immer sehr nahe und ich wünschte, ich könnte jedes einzelne dieser Schicksale ändern. Wieviel ich jedoch bewirken kann, muss ich auch immer zum Wohle meines eigenen Kindes entscheiden. Wenn ich selbst mit den Umständen überfordert bin, fällt es oft schwer das Verständnis von einem Kind einzufordern. Ich bin mir aber sicher, das es einen Tag geben wird, an dem wir beide dazu bereit sind, auch die schlimmsten Schicksale zu verarbeiten und etwas zu bewirken.

5 Gründe warum Manila nicht kinderfreundlich ist

  1. Manila ist eine der bevölkerungsdichtesten Städte weltweit. Wer glaubt Tokio oder Jakarta wäre überfüllt, der war noch nicht in Manila. Wikipedia sagt dazu 43.079 Einwohner kommen auf einen Quadratkilometer, Hamburg hat im Vergleich 2.331 Einwohner auf die gleiche Fläche gesehen. Die Dunkelziffer der Einwohner ist vermutlich noch viel höher. Nun stell dir einmal vor, du versuchst mit Baby, Kleinkind oder Kind durch die Straßen in Manila zu spazieren. Klingt unmöglich und das ist es auch. Ich habe es nur aus dem Taxi beobachten müssen und war froh in einem klimatisierten Fahrzeug für 10 Meter 10 Minuten zu brauchen.
  2. Wenn du auf der Suche nach einer Stadt bist, die laut Weltgesundheitsorganisation die zulässigen Grenzwerte der Luftverschmutzung um das Dreifache übersteigt, dann bist du in Manila genau richtig. Der Straßenverkehr, die Fabrikanlagen und die Müllverbennung sind einige der Hauptursachen dafür. Vor allem der Feinstaub ist einer der Gründe, warum jährlich etwa 2000 Menschen an den Folgen der Umweltverschmutzung sterben.
  3. Manila produziert über 7.000 Tonnen Müll täglich, die auch ein Grund für die Luftverschmutzung darstellen. Hinzu kommt der internationale Müll, der auf den Philippinen gern kostengünstig entsorgt wird. Aber auch das Wasser wird dadurch verunreinigt. Unangenehme Gerüche kommen von überall her, denn zu dem hohen Müllaufkommen, der ganz unweigerlich ins Wasser gelangt, kommen teils noch Tierkadaver, die besonders abseits von Makati (dem Bänkerviertel) einen unangenehmen Duft verstreuen. Ein Blick in die kleinen engen Gassen sieht ganze Unterkünfte, die aus Müll erbaut worden sind.
  4. Manila verkörpert mehr Armut als Reichtum. Wenn du deinen Aufenthalt in Makati planst, mach dir keine Sorgen, denn dort wirst du nichts merken von Armut und westlichen Standard erleben. Verlässt du Makati erstreckt sich dir ein Bild von kleinen Hütten mit Wellblechdächern, die sich am Stadtrand in kleinen Gassen erstrecken oder in dicht bevölkerten Slums. Man sagt, dass mindestens die Hälfte der Einwohner Manilas in Slums lebe, die Dunkelziffer ist deutlich höher. Manila hat auf der einen Seite den wirtschaftlichen Aufschwung, während andere Kinder mit ihren Familien am Straßenrand den Müll nach Essen durchsuchen.
  5. Die Schicksale der Kinder in Manila werden dich und auch deine Kinder schocken. Manila hat eine sehr hohe Anzahl an Straßenkindern. Die Gründe dafür liegen in der Armut. Die Eltern sind teils krank oder in Gefängnissen oder es gibt sie schlichtweg nicht mehr und so schlagen sich teilweise 10jährige durch und gehen im besten Fall nur betteln. Die Realität sieht aber bedeutend schlimmer aus. Drogenmissbrauch, Kinderprostitution, Diebstahl stehen bei den Straßenkindern in Manila auf der Tagesordnung. Manila gilt als die Stadt mit der höchsten Kriminalitätsrate Asiens. Es geht um Überleben und um das Verdrängen des eigenen Schicksals. Wie kann ich meinem Kind beispielsweise das Klebstoffschnüffeln erklären?

Ich habe lange überlegt, ob ich die Fakten so offen kommunizieren sollte und habe entschieden, ja, das sind Dinge, die solltest du wissen, bevor du eine Reise nach Manila planst. Wenn du also mit deinen Kindern nach Manila fährst, solltest du deine Reise gut planen und die oben genannten Fakten nicht ignorieren. Um auf andere Inseln zu kommen, ist ein Aufenthalt in Manila fast unumgänglich, die Ausnahme bilden die Visayas, die über den internationalen Flughafen von Cebu erreicht werden können. Wenn du nur eine Nacht planst, suche dir ein Hotel in Flughafennähe mit Shuttleservice. Versuche vielleicht schon im Vorwege deine Kinder auf die Missstände aufmerksam zu machen und kläre auf. Am Ende entscheidest du, was und wieviel du deinen Kindern zutrauen magst aber erwarte nicht ein zweites Bangkok, Manila ist anders.

 

 

Wie waren deine Erfahrungen in Manila

Warst du auch schon mal in Manila? Wie ist es dir ergangen und gab es für dich mal eine brenzlige Situation? Oder hast du vielleicht etwas ganz besonders tolles in Manila mit Kindern erlebt? Ich freue mich auf deine Geschichte. Hinterlasse gern deine Geschichte in einem Kommentar. Ich freue mich sehr darauf.

Weitere Links zu Videos, die ein wenig die Realität wieder spiegeln.

  • Eine kurze Dokumentation über ein Slum in Manila (englisch).
  • Einige kurze Interviews mit Straßenkindern und freiwilligen Helfern (englisch).
  • Eine kurze Dokumentation über die Kinder in den Gefängnissen in Manila.

Die Philippinen sind trotz meinem negativen Beigeschmack aus Manila eines meiner liebsten Urlaubsziele überhaupt geworden und deswegen erzähle ich auch jeden, der es hören will, es gibt genug Gründe, die Philippinen zu bereisen. Einer, der für mich interessantesten Aufenthalte war im Bahay Kalipay auf der Insel Palawan.

Du brauchst noch Tipps zum Thema Alleine reisen mit Kind? Dann geht es hier zum richtigen Beitrag.

Stephi
Alleinerziehend.Reisesüchtig.Freiheitsliebend.Alternativ.

8 Comments

  1. WOW….. das nenn ich mal mutig und direkt. Ich finde es wirklich gut, dass du dich auch an so gewagte Themen ran traust und alles so ehrlich und offen dar legst. Ich bin mir sicher, dass es nicht jeder gut findet, aber das ist nun mal die Realität. Ich war selbst mal vor 4 Jahren in Manila und fand es als Erwachsener schon bedrückend. Auch ich war am Ende froh, dass ich nur einen Tag Aufenthalt hatte. Dafür folgten drei Wochen auf Bohol und die waren ein Traum.

    1. Ja, solche Fakten polarisieren immer sehr stark. Und doch sind es Fakten, die nicht verschwinden. Ich finde es wichtg, dass wir uns auch mal mit solchen Dingen auseinander setzen, de eben nicht so schön sind. Das ist die traurige Wahrheit.

  2. ich kann deinem artikel traurigerweise nur zustimmen.
    Meine Eindrücke aus Manila (vor meiner Tochter):

    Vor JEDEM noch so kleinen Geschäft stehen bis an die Zähne bewaffnete Polizisten. Blanke Waffen, wohin man nur schaut.. Körper- und Taschenkontrollen vor Einkaufszentren.
    Einem wird geraten: Verlasse nie alleine das Hostel! Gehe nie bei Nacht raus auf die Straße! Ein Schild im Restaurant, dass dich mahnt, dein Getränk nie unbeaufsichtigt zu lassen. Ein Schild im Bus, das empfiehlt, nie Wertsachen öffentlich zu zeigen. Ein Schild am Aufzug, das tatsächlich vor Massenübergriffen von Straßenkindern warnt.
    Aber das schlimmste: all die leeren Blicke. In Asien bin ich häufiger auf Armut gestoßen. Nie habe ich so hoffnunslose, verlorene, von Kleber-schnüffeln-abgestumpfte Blicke in den Augen der Straßenkinder und -menschen gesehen wie in Manila.

    So etwas ist für einen selber unbegreiflich – wie kann man es seinem Kind erklären?

    1. Genau so ist es. Das schlimmste ist tatsächlch auch für mich die Hoffnungslosigkeit. Das erschüttert mich immer bis aufs Mark. Es geht dabei eben nicht nur um Armut. Das allein ist schon schlimm und schwer für ein Kind zu begreifen.
      🙁

  3. Hallo Stephanie,
    ich muss sagen, ich finde Deinen Post gar nicht soooo polarisierend, sondern sehr gut und neutral geschrieben. Ich meine zwar, dass Kinder auf Reisen auch ruhig ein bisschen mehr von den Lebensumständen eines Reiseziels als nur die geschützte Umgebung einer All-inklusive-Hotelanlage mitbekommen dürfen – denn Reisen ist so wichtig und bildet einfach. Ich freue mich für alle Kinder, deren Eltern so weitsichtig sind und ihnen von klein auf die Welt zeigen. Aber man muss es ja nicht übertreiben. Zustände, wie Du sie beschreibst, sind einfach zuviel für ein Kind! Wenn es uns Erwachsene schon nicht kalt lässt und aus den Latschen haut, wie mag es wohl als Kind wirken, wenn man alles noch nicht richtig einordnen kann.
    Toll, dass Du mal explizit von Deinen Erfahrungen berichtest. Es gibt ja auch immer wieder Eltern unterwegs, die, wie ich finde, ihren Kindern manchmal ein bisschen zuviel zumuten.
    Liebe Grüße – und weiterhin gute Reise,
    Tatiana

    1. Hallo Tatiana,
      ja ich sehe es ähnlich wie du. Ich versuche meinem Sohn so viel es geht von der Welt zu zeigen und dazu gehören auch die negativen Seiten aber es gibt Dinge, da möchte ich ihn einfach nicht überfordern mit und in Manila trafen gleich ein wenig mehr dieser Dinge aufeinander. Trotz allem wäre ein All-Inklusiv-Aufenthalt unter den Dächern Makatis wahrscheinlich auch mit Kind kein Problem. Wäre mir persönlich aber zu weit von der Realität entfernt.
      Danke für deinen Kommentar

  4. Hm, die Meinung kann ich nicht teilen. Ich war noch nicht mit den Kids in Manila (das steht erst diesen Winter an) aber dafür in ähnlichen Städten. Dabei ist Mumbai sicher die Stadt, die den Eindrücken in Manila sehr ähnelt. Enge Freunde von uns leben in Manila, mit Kind.

    Du schreibst “…aber wie erkläre ich meinem Kind, dass andere Kinder mit ihren Familien am Straßenrand den Müll nach Essensresten durchsuchen?” Genau das habe ich nie vor unseren Kindern zu verbergen versucht. Ganz im Gegenteil. Ich will meine Kinder ja nicht in einer künstlichen Blase aufwachsen lassen. Es ist gut und wichtig für sie zu erfahren, wie unglaublich privilegiert sie sind. Natürlich waren die Kids zutiefst beeindruckt (schockiert würde ich es nicht nennen), von den Szenen die sie entlang der Strassen von Mumbai gesehen haben. Slums, bitterste Armut, Kinder, die auf dem nackten Bürgersteig leben, Müll, Gestank, usw. Es hat sie nicht umgeworfen, sondern stattdessen viele Fragen und viel Nachdenken angeregt. Wir haben lange und intensiv über alle Eindrücke gesprochen, Hintergründe erklärt, usw. Insgesamt waren sie nach diesen Erlebnissen aufgeklärter und nachdenklicher als zuvor. Das betrachte ich als Bereicherung und nicht als Schaden.

    1. Liebe Claudia,
      Ich bin dir letzte, die meinen Sohn in einer kuenstlichen Blase aufwachsen lassen wuerde. Ich war on Manila und ich bezeichne mich als hartgesotten und mute meinem Kind nach der Auffassung vieler unglaublich viel zu. Wer auf die Philippinen mit Kindern reist, sollte meiner Meinung nach einen anderen Ort aufsuchen. Die Philippinen bleiben nach wie vor meine Traumdestination und ich werde sicher auch ein weiteres Mal dort nach Manila hinreisen aber empfehlen wuerde ich es dennoch nicht. Es sei denn,man bleibt auf den Touristenpfaden aber das ist nicht meins.

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