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Australien mit Kind

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Australien mit Kind

Australien mit Kind, ein lang gehegter Traum?

Einmal nach Australien mit Kind, das war mein großer Traum. Und genau das war eines meiner großen Ziele als ich 2015 zu dieser unfassbar spannenden Reise aufbrach und in China begann. Australien sollte alles toppen, sollte die perfekte Würze sein. So lange haben wir auf diesen Traum gespart. So oft es ging habe ich versucht Geld beiseite zu legen in unseren sparsamen Lebensmodell. Endlich dann, ich buche unsere Flüge und die Vorfreude steigt. Australien, wir kommen. Der ursprüngliche Plan war zunächst die Ostküste zu bereisen aber da sich die Ereignisse durch unseren längeren Aufenthalt in Bangkok verschoben haben, habe ich mich zunächst für die Westküste und Perth entschieden.

Australien mit Kind rückt immer näher aber etwas beschäftigt mich

Je näher der Tag unseres Abflugs rückt, desto mehr Gedanken keimen in mir auf. Seit 2,5 Jahren sind wir nun schon in Asien unterwegs und ich liebe es hier, ich liebe das Chaos. Wir haben gelernt ein Teil davon zu sein. Wie wird es sich anfühlen wenn wir plötzlich wieder in einer westlichen Welt sind? Was wird es mit uns machen? Unsere Sehnsucht nach Freiheit und das Eintauchen in fremde Kuturen waren bisher immer unser Motor weiter zu machen. Kann Australien diese Sehnsucht überhaupt stillen? Etwas in mir schreit laut auf, will mich abhalten den Flug anzutreten aber ich höre nicht hin.

Unser Flug nach Perth steht auf der Kippe

Am Tag des Abflugs kommen wir gerade aus Thailand zurück nach Penang. Alles ist zeitlich super eng. Unser Flug geht um Mitternacht und ich plane den Bus nach Kuala Lumpur am Nachmittag zu nehmen. Ein Freund will uns das Busticket besorgen während Jannik und ich noch schnell duschen nach unserer fast zweitägigen Anreise aus Thailand. Panisch steht unser Freund vor uns, erklärt uns, dass der Bus am Nachmittag ausgebucht ist und wenn wir den Flughafen noch rechtzeitig erreichen wollen, müssen wir in genau 20 Minuten am Busbahnhof sein. Soviel Stress ist selbst mir grad zuviel, eigentlich wollte ich doch noch unsere Wäsche waschen gehen und Mittag essen und nun reisen wir mit leerem Magen und schmutziger Wäsche im Gepäck zum Flughafen. Von Kuala Lumpur aus wollen wir den Bus zum Flughafen nehmen aber auch dieser braucht viel länger als erwartet. Gegessen haben wir immer noch nicht und die Laune ist auf einem absoluten Tiefpunkt. Jannik pampt mich an, er will nicht nach Australien. Ich beruhige ihn, erzähle ihn von Kanguruhs und tollen Spielplätzen. Der Flughafen ist voll, die Schlange am Check In und die Sicherheitskontrolle brauchen gefühlt ne Ewigkeit und gegessen haben wir nun schon fast 8 Stunden nichts mehr. Endlich geschafft und das erste Mal heute Luft zum Durchatmen. Und endlich etwas essen. Jannik ist zufrieden und ich nachdenklich. Was will mir das Leben wohl sagen mit all den Hürden heute? Den ganzen Flug über versuche ich mir eine Vorfreude aufzuzwängen und doch kann ich sie nicht fühlen.

Unsere Ankunft in Perth

Australien sollte für uns etwas ganz besonderes werden, das war der Plan. Die Realitaet allerdings sieht bis jetzt ganz anders aus. Völlig abgeschlagen mit umgerechnet 5 Australischen Dollarn in der Tasche, weil ich bei der Aufladung meiner Kreditkarte die Feiertage nicht aufn Schirm hatte, erreichen wir den roten Kontinent. Unser Couchsurfinghost holt uns mit seinen beiden Kindern ab und wir fahren nach Port Kennedy, einen kleinen Vorort von Perth. Die Sonne scheint aber es weht ein rauher Wind und in mir spiegelt sich das Wetter wieder. Ich bin erleichtert diese holprige Reise geschafft zu haben und doch ist ein Gefühl von Unbehagen in mir. Was wird uns erwarten? Wie meistern wir den quasi umgekehrten Kulturschock zurück in eine westliche Welt? Fragen über Fragen in mir und ich fühle mich ausgebrannt.

Unsere ersten Tage in Australien mit Kind

Die nächsten Tage bleibt das Gefühl von Unbehagen. Ich tu mich schwer, hier wirklich anzukommen und auch Jannik vergießt viele Tränen an den Abenden. Er vermisst Asien und wird mit den Kindern der Familie nicht wirklich warm. Australien ist riesig und ich habe die Entfernungen komplett unterschätzt. Diesen Kontinent ohne Auto zu bereisen ist eine große Herausforderung. Ich merke schnell, dass wir den Ort wechseln müssen, wir brauchen ein wenig mehr Leben um uns. Und mir wird wieder bewusst, welche Intension ich beim Reisen habe. Ich reise wegen der Neugierde zur fremden Kultur aber hier finde ich eine vertraute Kultur, ich finde mich in Unterhaltungen wieder, die mir nicht mehr schmecken. Plötzlich geht wieder alles um Sicherheit und Status. Ja, wir vermissen Asien ganz schrecklich, wir vermissen die Einfachheit und das minimalistische Gedankengut. Wir vermissen das Glücklichsein.

Nach fast zwei Wochen in Australien mit Kind

Nach fast zwei Wochen sind wir immer noch nicht angekommen. Mittlerweile haben wir die Hostfamilie gewechselt und Jannik hat einen tollen Freund gefunden in der Familie und doch bleibt eines bestehen, die Sehnsucht oder sollte ich es lieber Heimweh nennen? Ja, unsere Heimat ist mittlerweile Asien. Dort kennen wir uns aus, dort lieben wir das Leben und dort haben wir Freunde. Der Plan eigentlich drei Monate zu bleiben, verschiebt sich immer mehr nach vorne. Ich habe auf unserer langen Reise eins gelernt und das ist Flexibilitaet. Manchmal verändern sich die Dinge und so kann ein lang gehegter Traum auch mal völlig an Bedeutung verlieren weil der Moment einfach nicht mehr passt oder weil sich der Traum verändert hat. Wir haben versucht, diesen Traum wieder zu fühlen, sind in uns gegangen, haben viel geredet aber am Ende waren Jannik und ich uns einig. Es ist nicht mehr unser Traum. Mit dieser Erkentnis buche ich uns noch am gleichen Abend einen frühzeitigen Rückflug. Und plötzlich fällt dieser schwere Stein von meiner Brust. Ich realisiere wie sehr ich mich selbst zwingen wollte, diesen Weg hier fortzusetzen.


 

 

Unsere letzten Tage in Perth

Anders als ich es sonst mache, beschließe ich unsere letzten Ersparnisse in die letzte Woche in Perth zu investieren. Ich möchte weg von dem sonstigen Gedanken unsere Reise als Lebensstil zu betrachten und hin zu einem gefühl von Urlaub. Wir buchen uns ein Zimmer auf Air bnb im Zentrum von Perth, machen Ausflüge und versuchen so die letzten Tage in Perth so angenehm wie möglich zu verbringen. Wir besuchen den Zoo und fahren in die Parks, fahren an die Strände und verbringen viel Zeit auf den Spielplätzen. Mein Ziel ist, die letzten Tage soviel wie möglich mit Leben zu füllen. Und so sehr wir die unbeschwerten Tage auch genießen, so sehr freuen wir uns auch auf unseren Abflug.

 

 

Unsere Erfahrung mit den australischen Ureinwohnern

Ich möchte ein Thema erwähnen weil es einfach oft vergessen wird. Australien ist für viele ein Traum. Die Menschen reizt das weite Land, die Natur und die einmalige Tierwelt. Wir aber interessieren uns in erster Linie für die Menschen und die Kultur. Die heutige australische Gesellschaft besteht größtenteils aus Zuwanderern vor allem aus Europa. Ähnlich wie in Amerika wurden die Ureinwohner aus der Gesellschaft verdrängt. Der westliche Fortschritt hat Einzug in die Traditionen der Aborigines genommen. Aber was ist heute eigentlich noch davon übrig geblieben? Unsere Begegnungen mit den Ureinwohnern war erschreckend. Verstoßen von der westlichen Gesellschaft, leben sie als Randfiguren in der Bevölkerung und belegen die unterste Gesellschaftsschicht. Kaum einer redet darüber und auch in meinen Recherchen zuvor habe ich nicht viel drüber erfahren. Was mir allerdings vor Ort begegnet, stimmt mich nachdenklich und wirft jede Menge Fragen auf. Alkoholkonsum und Arbeitslosigkeit bezeichenn wohl am ehesten das, was heute noch von den australischen Ureinwohnern übrig geblieben ist. Sie haben keine Rolle mehr in der Gesellschaft abbekommen. Die Bildung ist oft niedrig und die Chancengleichheit nicht vorhanden. Ihre Fertigkeiten und ihr Wissen ist heutzutage nicht mehr gefragt. Die Kultur und die Tradition quasi ausgestorben. Sie haben gelernt, die Rolle der sozialen Unterschicht zu spielen. Es fällt mir schwer, es nicht zu bewerten und ich möchte dich bitten, dir ein eigenes Bild zu machen, solltest du nach Australien reisen.

 

Was ist eigentlich passiert in Australien?

Viele haben mich gefragt, was war eigentlich los? Wieso habt ihr es nicht genossen? Die Antwort ist einfach. Wir haben diesen Traum nicht mehr gefühlt. Unser Traum hat sich einfach verändert. All die Gespräche, all die organisierte Gesellschaftsstruktur, der Lifestyle, die so vertraute Kultur….all das wollten wir nicht mehr. All das waren wir nich mehr. Es waren die vielen Kleinigkeiten, die am Ende einen großen Haufen ausgemacht haben, der uns die Freude an dem einst gewollten Traum nahm. Und doch kann ich sagen, Australien hat einen großen Teil dazu beigetragen, wichtige Entscheidungen zu treffen, auf die ich in einem späteren Blogpost noch eingehen werde. Und eins weiß ich auch, wir werden es sicher noch einmal mit Australien versuchen aber eben zu einem anderen Zeitpunkt und unter anderen Bedingungen, des Landes und der Natur wegen. Denn Australien hat seine ganz eigene Schönheit, die ich zu diesem Zeitpunkt nicht ganz wahrnehmen konnte.

Stephi
Alleinerziehend.Reisesüchtig.Freiheitsliebend.Alternativ.

5 Comments

  1. Liebe Stephanie,

    Australien war schon immer mein Traumziel. Bestimmt würde es dort auch meinem Sohn (12) gefallen, aber er muss in die Schule… Jetzt können wir längere Urlaube nicht mehr machen, nur noch in den Sommerferien. Dein Sohn hat Glück, dass er mit dir die Welt bereisen kann.
    Schade, dass es dir in Australien nicht so gut gefallen hat.

    Liebe Grüße
    Ina

  2. Hallo! In diesem Eintrag habe ich gefunden, was ich bei vielen Blogs zum Thema Reisen/Backpacking in Australien sehr vermisse: sich kritische Gedanken bezüglich der Geschichte und des Umgangs mit den Aborigines zu machen. Lässt man sich einmal darauf ein und recherchiert etwas, ist es einfach nur erschreckend, was diesen Menschen widerfahren ist und immer noch widerfährt. Danke dafür!

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