Kulturelle Unterschiede auf Reisen
Über kulturelle Unterschiede auf Reisen und was es mit uns macht
Über ein Jahr reise ich nun schon alleine mit meinem Sohn durch Asien wo kulturelle Unterschiede für uns eine große Rolle spielen. Asien gilt als absolut kinderfreundlich vor allem viele Länder in Südostasien wie Thailand, Laos oder Malaysia. Tatsächlich bekommen Kinder überall ein Lächeln geschenkt und wirklich stören tun sie auch nie. So oder so ähnlich macht es zumindest den Anschein wenn du mit deinen Kindern eine Reise tust. Unsere Art zu reisen ist aber noch etwas spezieller. Wir reisen fast ohne Geld couchsurfen bei einheimischen Familien oder leben in Homestays. Dadurch sind wir mittendrin im Geschehen. Eine Kultur kann kaum anders so authentisch erlebet werden wie mittendrin zu sein. Welche Auswirkungen das auf uns hat und was wir gut oder schlecht finden, möchte ich heute einmal erörtern.
Kulturelle Unterschiede kennen lernen und verstehen
Wo immer wir hin kamen, kam die Frage was wir erwarten oder was ist wenn wir uns nicht mögen? Wie wird die Familie sein und was ist, wenn die Kinder sich nicht vestehen? Was, wenn wir uns alle nicht mögen oder kulturelle Unterschiede unüberwindbar sind? Das sind die typischen Fragen, die einen Couchsurfer plagen. Natürlich setzen wir uns vorher mit der Kultur ein wenig auseinander, vor allem die Dinge, die wichtig sind. Dabei geht es aber eher um die Basics. Weder kochen wir einer moslemischen Familie einen Schweinebraten noch laufen wir mit unseren Schuhen in einem Tempel. Dabei geht es aber eher um die Basics. Aber das Leben in den Familien, auf Spielplätzen und auf der Straße erleben, ist dann das wahre Kennenlernen einer neuen Kultur und das Erkennen kultureller Unterschiede. Erst hier wird es richtig spannend. Diesen Einblick bekommst du als Tourist nicht und gerade in der Kindererziehung werden kulturelle Unterschiede ganz deutlich. Warum sind die Thais so freundlich und besonnen? Warum die Chinesen so diszipliniert? Warum entschuldigen sich die Japaner für alles? Warum sind Inder so zielstrebig? Es geht hier nur um meine persönlichen Eindrücke.
Kulturelle Unterschiede und die Herausforderung, sich anzupassen
Ich habe größten Respekt vor fremden Kulturen und finde es auch immer sehr spannend in diese einzutauchen. Ich wurde mal gefragt, warum ich reise und was ich sehen will. Meine Antwort darauf, ich will die Menschen treffen und kulturelle Unterschiede kennen lernen. Ich bin neugierig, verschiedene Lebensmodelle auch erleben zu dürfen. Am Ende sind es immer die Geschichten, die mir im Gedächtnis bleiben und unsere Reisen so besonders machen. Aber bei all der Neugierde kommen auch manchmal Momente des Innehaltens zustande. Und die ewig währende Frage, inwieweit muss oder sollte ich mich anpassen. Wo ist die Grenze? Kultur ist etwas so wertvolles aber es schafft auch Grenzen in unserem Denken und Handeln. Manchmal stelle ich mir vor wie eine Welt ohne kulturelle Unterschiede wäre und manchmal frage ich mich wie sehr kulturelle Unterschiede auch Einfluss auf Kriege nehmen.
Warum kulturelle Unterschiede auch eine Entschuldigung sein kann
Ich erwische mich immer wieder selbst wie ich selbstverständlich Dinge einer fremden Kultur hinnehme während ich es von Menschen unserer Kultur niemals dulden würde und vielleicht bewerten würde. Aber was genau ist es, dass wir eine fremde Kultur in ihrem Handeln entschuldigen während wir es bei einer vertrauten Kultur verpöhnen oder gar verurteilen würden? Warum machen kulturelle Unterschiede ein so differenziertes Denken aus? Wir entschuldigen unpassendes oder ein nicht vertrautes Benehmen oft mit kulturellen Unterschieden. Das ist sicher nicht verkehrt und eine gute Möglichkeit, auch einmal die eigene Kultur zu hinterfragen. Aber am Ende messen wir auch mit zweierlei Maß. Ist es also richtige kulturelle Unterschiede durchgängig auch als Entschuldigung für unpassendes Verhalten zu nehmen?
Wie kulturelle Unterschiede mir auf Spielplätzen bewusst werden
Gerade wenn es um Kinder geht werden kulturelle Unterschiede so deutlich. Beobachtungen auf Spielplätzen haben ein Bild bei mir hinterlassen und ein Verständnis für das jeweilige Land und die kulturelle Unterschiede. So erinnere mich genau an meinen ersten Spielplatzbesuch in China. Ich sah diesen kleinen Jungen, max. drei Jahre, wie er mit einem perfekten Maschinengewährimitat seine Spielgefährten erledigte. Sehe all die kleinen Soldaten und Panzer in den Schaufenstern und begreife das erste Mal warum die chinesische Armee so angsteinflößend ist. Ich sah in Thailand einen 10 jährigen, der sich rührend um seine kleinen Schwestern kümmerte während seine Mutter den Verkaufsstand vorbereitete und ich begriff warum es in Thailand unabdingbar ist, dass jeder in der Lage ist, sich mit den Kindern zu beschäftigen. Ohne die Hilfe von jedem würde der Familienbetrieb nicht funktionieren. Ich sah in Malaysia gleich drei Kulturen aufeinander prallen. Malayische Kinder aus moslemischen Familien in großen Gruppen, wild und ungestüm und doch gruppenorientiert. Indische Kinder in etwas kleineren Gruppen, selbstbewusst und zielstrebig in ihrem Spiel, an manchen Stellen fast erschreckend kontrolliert und reif. Und chinesische Kinder, behütet und von ihren Eltern zum Spielen und Lernen animiert.
Warum kulturelle Unterschiede nicht den persönlichen Grenzen vorgezogen werden dürfen
Ich möchte in diesem Beitrag keine Negativpropaganda gegen fremde Kulturen tätigen aber ich möchte auch einmal zum Nachdenken anregen. Wieviel kulturelle Unterschiede sind gut für uns und was können wir davon lernen oder auch mit unserer eigenen Kultur verändern? Wir hatten eine wirklich schlechte Erfahrung in einer chinesischen Familie, wo Jannik vom Vater angeschrien wurde. Für den Vater war das völlig normal und überhaupt nicht nennenswert, für Jannik war es ein traumatisches Erlebnis. In einer indischen Familie stand mein Sohn daneben als der kleinste von drei Jungs mit dem Bambusstock geschlagen wurde, weil er seine Hausaufgaben nicht erledigt hatte. In einer malayischen Familie standen wir beide unter Schock als der älteste Bruder die kleine Schwester an den Haaren ins Zimmer zog und es für alle in Ordnung war. Was ich damit sagen will? Es gibt Dinge, die mir so fremd sind und ich beim besten Willen nicht dulden mag und sie trotzdem mit dem Argument “kulturelle Unterschiede” entschuldige. Wenn es aber mich persönlich oder meinen Sohn betrifft, ist es meine Pflicht Grenzen zu setzen und so auch gegen kulturellen Normen zu verstoßen.
Wie schaffen wir es also einen kulturellen Fußabdruck zu hinterlassen, bei dem wir beidseitig keine Grenzen einreißen?
Sowohl der Gast als auch der Gastgeber haben ein Interesse daran, die jeweils fremde Kultur kennen zu lernen, Natürlich passt sich der Gast immer ein Stück mehr an aber nicht zu jedem Preis bitte. Ich meine, auch wenn es in manchen Eltern üblich ist, Kinder zu verheiraten, würdest du wohl kaum dein eigenes Kind zu verheiraten. Du würdest es vielleicht respektieren aber gleichzeitig kannst du auch eine Art Aufklärungsarbeit leisten. Du kannst erstens vor eigenen Kultur berichten und es auch vorleben. Im Beispiel mit den verheirateten Kindern könntest du das ganze sogar noch mit den europäischen Gesetzen untermauern, die das Heiraten unter 18 verbieten. Das wichtigste bei solchen Gesprächen ist eine wertfreie Unterhaltung und das ist wirklich die Königsdisziplin. Ich finde aber genau das ist auch das spannende am Kennenlernen einer fremden Kultur. Genug Raum lassen, um kulturelle Unterschiede zu erkennen und zu verstehen, gegebenenfalls auch anzunehmen oder aber sich davon abzugrenzen und eigene Wertvorstellungen bezüglich der Kultur zu hinterlassen. Es gibt dabei kein immerwährendes Rezept, vielmehr geht es dabei um ein höfliches Herantasten und Akzeptanz für kulturelle Unterschiede.
Wie stehst du zu dem Thema kulturelle Unterschiede?
Kulturelle Unterschiede, wie gehst du damit um? Ist es für dich ein Thema? Nimmst du alles hin oder steckst du auch mal ganz klar deine Grenzen? Mich interessiert deine Meinung wirklich brennend, also hinterlasse einen Kommentar und hilf einer regen Diskussion etwas beizusteuern.
Liebe Stephie, du sprichst mir absolut aus dem Herzen! <3 Danke für diesen wunderbaren Beitrag!!
Danke dir,
ich finde der Aspekt wird oft viel zu sehr schoen geredet. Kultur ist toll, bereichernd und manchmal auch inspirierend aber sie schafft eben auch Grenzen. Und ist sie am Ende auch eine Entschuldigung fuer alles?
Liebste Gruesse nach Panama
Super Artikel! Ich finde kulturelle Unterschiede immer ganz spannend und interessant andere Lebens- und Denkweisen kennen zu lernen. Ich denke, dass man fast immer etwas voneinander lernen kann. Man sollte auf jeden Fall tolerant und offen dem Neuen gegenüber sein. Man wird sich nicht mit allem identifizieren können, aber darum geht es meiner Meinung auch nicht. Hauptsache man respektiert die andere Kultur. Grenzwertig finde ich es aber immer dann, wenn man Mensch, Tier oder Umwelt schadet und das auf die Kultur zurückführt.
Ja, da stimme ich dir zu. Die Frage ist nur manchmal, wo fängt das grenzwertige Verhalten an? Ich liebe es fremde Kulturen zu entdecken mit allem, was dazu gehört und doch engt es mich gerade auf unserer extrem langen Reise sehr ein in meinem Tun und Handeln und in der Art und Weise, wie ich mein Kind groß ziehen möchte. Es ist wirkliche ein sehr schmaler Grad.
Danke für deine Meinung zu dem Thema
Liebe Stephie,
ein wirklich interessanter Artikel! Ich nehme kulturelle Unterschiede immer auch als große Chance wahr: einerseits, um das eigene Verhalten, Werte und Normen zu reflektieren. Und vor allem auch zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Gespräch – was lädt besser ein, als das Gegenüber zu fragen, warum es handelt/denkt/agiert wie es tut, als ein Handeln scheinbar völlig entgegen der eigenen Erwartungen? Und so ein Gespräch erweitert immer den eigenen Horizont – und das Wachsen des Verständnisses füreinander immer auch ein besseres Miteinander!
Viele Grüße,& noch eine gute Reise,
Sabine
Da kann ich Nina Panama nur zustimmen! Bin ja selber noch nicht erwachsen, finde das, was Du mit deinem Sohn machst, echt toll! Warum macht das meine Mutter denn nicht? 😀
Naja, ich reise auch genug.. 🙂
Ich wünsche euch beiden eine gaaanz tolle Reise und lebt euren Traum!
LG Marian von GeoMarian.
Hi Stephi,
ich finde es toll, dass Du mit Deinem Sohn solange auf Reisen bist und noch dazu in derart unterschiedliche Kulturen eintauchst.
Das Gespräch mit den Menschen in diesen Kulturen zu suchen und über Unterschiede, Anderes, Unverständliches zu sprechen ist in der Tat eine Königsdisziplin. Und ziemlich schwierig. Den Mut muss Mann / Frau erst einmal finden … Das Gefährliche daran ist, die Grenze zu überschreiten, nach der es zu einer Belehrung wird. Das ist die Kunst.
Ich wage es sehr selten, dieses Gespräch zu suchen. Meist nur dann, wenn ich vom Gastgeber darauf angesprochen werde.
Fussige Grüsse von LangsamMacherin Jana