Was tun bei Heimweh auf Langzeitreisen?
Über Heimweh auf Langzeitreisen
Eine Langzeitreise ist eine Erfahrung, gespickt mit vielen kleinen und großen Abenteuern, tollen Begegnungen, neue Sinneserlebnisse und zwischen diesen tollen Dingen gibt es manchmal diesen bitteren Beigeschmack, das Heimweh auf Langzeitreisen. Ich möchte dir heute einmal meine Gedanken zum Heimweh auf Langzeitreisen mitteilen. Vielleicht, um es einfach mal für mich zu ordnen oder aber auch um dir Tipps zu geben, mit dem Heimweh umzugehen.
Wenn eine Reise beginnt
Ich erinnere mich sehr gut, wie unser erster Tag in Peking war, nach einer tränenreichen Verabschiedung und der Aufregung im Bauch. Ich wäre fast zusammen gebrochen, all der Stress und der Drucke der letzten Monate der Wohnungsauflösung und Verabschiedung waren zu dem Zeitpunkt so nah. Die vielen fremden Menschen, die Sprachbarriere und die Planlosigkeit haben mich emotional in die Knie gezwungen und ich wollte nur noch eins, wieder nach Hause. Heimweh auf Langzeitreisen war für mich am ersten Tag ein großes Thema. Aber bereits einen Tag später habe ich erkannt, dass es vielmehr die Angst vor dem Unbekannten ist, die mich gelähmt hatte. Was dann folgte, war die Abenteuerlust und das Reisefieber. Ängste und Zweifel verflüchtigten sich und ich genoss die gemeinsame Zeit mit meinem Kind.
Wenn das erste Mal Heimweh einsetzt
Wir waren bereits drei Monate unterwegs als das Thema Heimweh auf Langzeitreisen richtig konkret wurde. Es war Weihnachten. Unser erstes Weihnachtsfest auf der Reise ohne Ende. Wir waren in Hong Kong, tausende Kilometer weit entfernt von Familie und Freunden. Heiligabend im Disneyland, Weihanchtswünsche via Skype, geminsames basteln mit meinem Sohn im Hotelzimmer in der 28. Etage am Containerhafen vor den Toren Hong Kong Islands und doch war irgendwas vertrautes hier. Am Weihnachtsmorgen dann erkannte ich was es war, der Hafen war voll mit Containern aus Hamburg. Vielleicht spürte ich unterbewusst diese Verbindung. Vielleicht war deshalb auch das Heimweh so stark. Aber vielleicht war es auch das Weihnachtsfest, was wir auf der anderen Seite der Weltkugel alleine verbrachten. Ja, es war schlimm und ich war froh als wir am zweiten Weihnachtstag endlich zu unseren Couchsurfern kamen.
Wenn Heimweh auf Langzeitreisen auch heilen kann
Nun bin ich schon über ein Jahr unterwegs. Ich habe mich bewusst für diesen Ausstieg entschieden. Ich habe sowohl positive wie auch negative Erfahrungen dafür in Kauf genommen. Ich habe Momente voller Freude und Erfüllung erlebt genau wie die Momente der Traurigkeit und des Schmerzes. Genau genommen nichts anderes als ich es auch in Deutschland gehabt habe. Aber etwas ist anders. Ich kann diese Emotionen nicht mit meinen Liebsten teilen. Sie sind auf der anderen Seite der Welt. Sie fehlen mir. Wir skypen, wir schreiben, wir telefonieren auch mal und doch sind sie nicht greifbar. Aber in allem, was ich erlebe, sehe ich auch eine Chance zu wachsen. Menschen verändern sich, Fokusse werden neu gesetzt und wir können mit ihnen wachsen. Diese Reise hat mich tiefer zu mir selbst vordringen lassen und ich merke, dass viele der Themen, die für mich mal relevant waren keinen hohen Stellenwert mehr haben. Andere Themen aber um so mehr. Ich lebe jetzt, hier am anderen Ende der Welt. Ich habe Heimweh, mal mehr und mal weniger und es ist gut so. Ich will es spüren. Das Heimweh auf Langzeitreisen. Es heilt mich von negativem Gedankengut.
Warum ich trotzdem weiter reise
Ja, Heimweh auf Langzeitreisen ist ein Thema bei mir. Trotzdem reise ich weiter. Warum? Wegen der vielen schönen Momente, wegen dem Traum, den ich lebe und wegen der Liebe zu meinem Kind, dem ich mich voll und ganz widmen kann. Wegen der Tränen oder dem Lachen. Wegen der Zeit, die mir niemand wieder zurück holen kann und wegen unserer Geschichte, die ich mit dir hier in kleinen Bruchstücken immer wieder teile. Ich reise weiter weil es sich richtig anfühlt. Ich lebe einen Traum, der noch immer geträumt wird, der kein Ende hat, der sich immer wieder neu findet und genau das ist doch das Leben. Es ist nicht schwarz und es ist nicht weiß, es ist bunt, es ist hoch und es ist tief, es ist befriedigend und manchmal auch enttäuschend. Dass ich die Zeit habe, all diese Emotionen so intensiv zu spüren und zuzulassen, macht mich sehr dankbar. Das ist ein Stück Freiheit für mich.
Was, wenn das Heimweh zu stark wird
Ich wachse jeden Tag an meinen Erfahrungen. Auch wenn ich über die Ferne Möglichkeiten habe, mir Ratschläge von meinen Lieben zu holen, am Ende steh ich allein da. Ein Weg, für den ich mich entschieden habe und den ich mit allen Konsequenzen gehe. Ich weiß, dass sie hinter mir stehen und ich bewege mich stets in diesem speziellen Menschenkreis auf Reisen. Jene Menschen, die das Leben verstanden haben, die Träume leben, die Liebe leben und die für uns wie eine Familie sind. Ich weiß, ich kann zurück, jederzeit. Ich weiß, wir werden erwartet mit offenen Armen. Aber ich weiß auch, unsere Reise ist noch lange nicht beendet und sollte das Thema Heimweh auf Langzeitreisen mich zerreißen, fliegen wir in die Heimat und bis dahin genieße ich jeden Moment. Ich genieße die Sonnenstrahlen genau wie den Monsunregen während ich in nostalgischer Erinnerung vom Hamburger Hafen und der Alster schwelge.
Warum Heimweh auf Langzeitreisen wichtig ist
Ich hatte mal zu einer Blogparade zum Thema “was bedeutet Zuhause” teil genommen. Interessanterweise hat mein Sohn auf die Frage ganz intuitiv geantwortet, ich sei sein Zuhause. Diese Antwort hat mich nachhaltig geprägt. Ich glaube, dass es Kindern viel einfacher fällt, die Wahrheit zu erkennen. Als Erwachsener ist der Argumentationsradius einfach gigantisch groß und so kommt es oft, dass wir uns mit Entscheidungen schwer tun, dass wir zögern oder den roten Faden verlieren. Dass ich Heimweh habe, zeigt mir, dass neben den Alltag, Job und Wohnung noch ganz andere Dinge für ein Zuhause wichtig sind. Und mein Sohn hat mir die richtige Antwort geliefert. Es sind die Menschen, die wir lieben und die uns lieben, die ein Zuhause ausmachen. Und genau deshalb ist für mich Heimweh auf Langzeitreisen wichtig.
Würde ich meine Liebsten nicht vermissen, hätte ich das Zuhause in meinem Herzen verloren.
Wie auch du mit dem Heimweh auf Langzeitreisen umgehen kannst
- Verdränge nichts, lass die Emotion zu und schaue, was sie mit dir macht.
- Folge stets deinem Herzen.
- Wenn das Heimweh kommt, durchleuchte es. Was steckt wirklich dahinter?
- Vernetze dich mit deinen Liebsten und kontaktiere sie so oft, wie du es brauchst. Auch sie vermissen dich,
- Sei offen zu neuen Kontakten und schaffe dir Freundschaften auf deiner Reise, auch ein teilweise gemeinsames Reisen hilft dir, deinen Traum weiter zu leben.
- Genieße jeden Moment und lebe im Hier und Jetzt.
- Trage deine Liebsten im Herzen und lass sie an deinem Leben teilhaben. Das hilft auch ihnen, deinen Weg besser zu verstehen.
- Ändere vielleicht auch mal deine Route, um Familie und Freunde wieder zu treffen oder frage danach ob dich jemand besuchen kommt.
- Trage ein paar kleine Erinnerungsstücke mit dir, die dir in schweren Momenten auch etwas Trost spenden können.
- Schaff dir eine Playlist, die deine Emotionen begleiten können. Im Idealfall auch Lieder, die dich fröhlich stimmen.
Ohje, bin berührt, geflasht! Schöner Einblick in deine Gefühlswelt. Danke
Danke dir sehr. Liebste Grüße nach Hamburg.
Hallo ihr beiden,
oh ja, das Thema Heimweh auf einer Reise… Die ersten Male war ich noch ziemlich verwirrt, was das jetzt ist und vor allem warum das kommt. Aber ich habe auch gelernt mich diesem Gefühl hinzugeben und es kritisch zu hinterfragen. Was vermisse ich jetzt konkret und warum…
Auch lehrt die Erfahrung, dass es oft nur ein Moment ist, der selten mehr als wenige Minuten und nur manchmal wenige Stunden dauert und ich denke, dass dies einfach zum Reisen von Zeit zu Zeit dazugehört.
Und wenn es zu schlimm wird, kann man ja immer noch “nach Hause”, wie du ja bereits richtig angemerkt hast 🙂
Liebe Grüße aus Costa Rica
Chris
Hallo Chris,
ja wir haben da als Weltenbummler ähnliche Erfahrungen. Ich schicke euch etwas verregnete Grüße nach Costa Rica aus Borneo.